Automatisiert programmieren – einfach und schnell
Häwitool AG | Amriswil, Schweiz
Werkzeug- und Formenbauer verbessern mit CAM-System hyperMILL® die Programmier- und Fräsperformance: Der Schweizer Werkzeug- und Formenbau Häwitool setzt auf Automatisierung – im Maschinenpark und jetzt auch in der CAM-Programmierung. Dazu investierte das Unternehmen in das CAM-System hyperMILL® von OPEN MIND, das durch seine fortschrittlichen 5-Achs-Strategien, dem Performance-Paket hyperMILL® MAXX Machining und dem hyperMILL® AUTOMATION Center entscheidend zu schneller, effizienter Programmierung und Zerspanung beiträgt.
Stark in der Elektrodenherstellung sowie im Senk- und Drahterodieren: Weitere Maschinen-Highlights sind die beiden GF-Erodierzellen AgieCharmilles Form X600 mit jeweils 180 Elektroden und 13 Paletten. „Diese automatisierten Maschinen haben unseren Formenbau einen großen Schritt in weitergebracht. Und sie haben für zahlreiche Erodieraufträge aus anderen Industriebereichen gesorgt“, freut sich Christoph Häberli. „Das Gleiche gilt für die Drahterodiermaschine AgieCharmilles CUT P 550, die wir Anfang 2023 angeschafft haben.“
An diesen beispielhaften Investitionen lässt sich erkennen, welchen Stellenwert Innovation und Automatisierung bei Häwitool besitzen. Doch für nachhaltigen Erfolg müssen auch die digitalen Strukturen vorhanden sein. So organisierten sich die Werkzeug- und Formenbauer im Jahr 2016 neu – mit einem ERP-System, das die komplette Arbeitsplanung für jede einzelne Werkzeugkomponente übernimmt, und einem MES-System, das laut Häberli eine extreme Hilfe für die Arbeitsabläufe und die Kalkulation darstellt: „Jeder Mitarbeiter ist eingebunden und profitiert von den visualisierten Produktionsaufträgen und Kapazitäten. Wir haben außerdem für eine Datendurchgängigkeit gesorgt, die vom Auftragseingang, über CAD und CAM bis zur Qualitätssicherung reicht und eine weitgehend papierlose Fertigung unterstützt.“
„Zum Beispiel das Performance-Paket hyperMILL® MAXX Machining: Es macht richtig Spaß, zu erleben, um wieviel schneller wir damit sowohl im Schlichten als auch im Schruppen sind. Auch das 5-Achs-Simultan-Fräsen, das wir mit unserem Vorgängersystem nie richtig in den Griff bekamen, setzen wir jetzt immer häufiger ein, sowohl bei Elektroden als auch bei Formteilen.“
Tobias Roffler, Frästeam-Leiter bei Häwitool AG
Neues CAM-System beschleunigt die Prozesse
Ein wichtiges Merkmal der Häwitool-Unternehmensstrategie ist es, sich niemals auf Erreichtem auszuruhen, sondern kontinuierlich nach Optimierungsmöglichkeiten zu suchen. 2021 waren sich die Verantwortlichen einig, dass die CAM-Programmierung zu einem Flaschenhals geworden war, der dringend beseitigt gehört. „Die von uns zu fertigenden Teile werden immer komplexer in der Geometrie und im Hinblick auf die Fräsbahnen deutlich anspruchsvoller. Mit unserer bisherigen CAM-Software konnten wir zwar jedes Bauteil programmieren, doch der Aufwand war teilweise enorm“, erklärt Christoph Häberli. „Auch die mit den gebotenen Frässtrategien erzielbaren Bearbeitungszeiten boten erhebliches Verbesserungspotential.“
Um dieses auszuschöpfen und die Programmierung zu automatisieren, investierten die Formenbauer in das CAM-System hyperMILL® von der OPEN MIND Technologies AG. Schon länger bestand ein Kontakt zu den CAM-Spezialisten mit Stammsitz in Wessling, Deutschland. „Befreundete Unternehmen hatten mehrfach von der einfachen Bedienung, den Automatisierungsmöglichkeiten und den sehr effizienten 5-Achs-Programmiermöglichkeiten in hyperMILL® berichtet“, erwähnt Häberli. „Auch die Fräsergebnisse von fünfachsig simultan gefrästen Teilen beeindruckten uns sehr.“ Nur vor der Umstellphase hatte man Respekt, denn zu einer längeren Unterbrechung des Produktionsbetriebs sollte es nicht kommen.
Problemloser Systemwechsel
Befürchtungen, die sich als unbegründet herausstellten. Der Umstieg auf hyperMILL® erfolgte Anfang 2022 und verlief ohne größere Einschränkungen. Wesentlichen Anteil daran hatte Tobias Roffler, der als Frästeam-Leiter und erfahrenster CAM-Programmierer die Verantwortung übernahm. In enger Abstimmung mit Sinisa Stankovic, dem OPEN MIND Vertriebsleiter Schweiz, entwickelte er einen Plan, nach dem zunächst er selbst als Key-User geschult wurde. Erst danach kamen seine Teammitglieder an die Reihe, denen Roffler mit Rat und Tat zur Seite stehen konnte. Sinisa Stankovic erklärt: „Wir bieten ein umfassendes Trainingskonzept, das aus Basiskursen zu hyperMILL® sowie diversen Aufbaukursen besteht. Für die Häwitool-Mannschaft haben wir die Basistrainings in Präsenz durchgeführt. Die Trainings zur Feature- und Makrotechnologie, 5-Achs-Technologie, der Werkzeugdatenbank und dem hyperMILL® Automation Center erfolgten in einem individuellen Mix aus Präsenz- und Online-Trainings.“
Zerspanung von drei Stunden auf 30 Minuten reduziert
Inzwischen sind insgesamt neun Mitarbeiter geschult, die mit hyperMILL® ihre Teile programmieren und anschließend auf den Fräsmaschinen zerspanen. „Sie haben sich in kürzester Zeit in hyperMILL® eingearbeitet und konnten schnell selbst anspruchsvolle NC-Programme für die 5-Achsbearbeitung erstellen. Auch die Automatisierungsmöglichkeiten überzeugten uns, denn damit sparen wir uns viele Routinearbeiten und haben mehr Zeit für die wirklich interessanten Aufgaben“, sagt Tobias Roffler. „Dazu zählt zum Beispiel die das Performance-Paket hyperMILL® MAXX Machining. Es macht richtig Spaß, zu erleben, um wieviel schneller wir damit sowohl im Schlichten als auch im Schruppen sind. Auch das 5-Achs-Simultan-Fräsen, das wir mit unserem Vorgängersystem nie richtig in den Griff bekamen, setzen wir jetzt immer häufiger ein, sowohl bei Elektroden als auch bei Formteilen. Denn mit hyperMILL® ist die Programmierung wirklich einfach, und es stehen immer die passenden Strategien zur Verfügung. Wir erzielen viel bessere Oberflächen, vor allem ein gleichmäßigeres Fräsbild, dies war bisher nicht möglich.“
Tobias Roffler macht an ein paar Bauteilen deutlich, welche Einsparungen möglich sind. Da ist zum Beispiel ein seitlicher Schieber für ein Kunststoffspritzgussteil. Die senkrechten Ebenen wurden mit einem Tonnenfräser und der Strategie „Tangentiales Ebenenschlichten“ aus dem hyperMILL® MAXX Machining Paket bearbeitet. „Während früher der Prozess drei Stunden und 40 Minuten benötigte, dauert die Zerspanung jetzt nur noch 30 Minuten“, sagt Roffler. Dann zeigt er einen Formkern, bei dem die Formtrennung ebenfalls mit einem konischen Tonnenfräser tangential gefräst wurde. Auch hier erzielte das Team eine Zeitersparnis um den Faktor 8.
Die CAM-Programmierung wird zunehmend automatisiert
Für die Entscheidung pro hyperMILL® war auch die Automatisierungstechnologie ein ausschlaggebender Faktor. Sie trägt dazu bei, die Programmierung bei sich ähnelnden Geometrien, wiederkehrenden Formelementen und Features wie Bohrungen oder Taschen zu standardisieren. So spart der Anwender Zeit, und zudem wird die Fehlergefahr reduziert.
Ein wichtiger Bestandteil der Automatisierungstechnologie in hyperMILL® ist die fortschrittliche Feature- und Makrotechnologie. Sie erlaubt es, Geometrie-Informationen aus dem CAD-Modell automatisch für die CAM-Programmierung zu nutzen. Sinisa Stankovic erklärt: „Das ist nicht auf Standardfeatures wie Bohrungen und Taschen beschränkt, sondern gilt für nahezu alle Geometrieinformationen. Diese werden über Farben, Formen oder Layernamen zusammengefasst. Mit dem in Makros gespeicherten Fertigungs-Know-how lassen sich diese dann automatisch ins NC-Programm übernehmen.“
Häwitool-Geschäftsführer Christoph Häberli: „Wir sind alle von unserer neuen CAM-Software hyperMILL® begeistert. Das System ist einfach zu bedienen und liefert hervorragende Frässtrategien, die uns viel Zeit sparen. Vor allem schätze ich die Automatisierungsmöglichkeiten durch das hyperMILL® AUTOMATION Center, die wir in Zukunft immer weiter ausbauen werden.“
Werkzeugdatenbank speichert auch Technologiedaten
Eine wichtige Basis für die automatisierte CAM-Programmierung ist eine gut gepflegte Werkzeugdatenbank. Die von hyperMIL zur Verfügung gestellte Lösung ermöglicht es, Werkzeuge aller Art – von Bohrern über Fräser bis zu komplexen Drehwerkzeugen – zu verwalten. Sie lassen sich virtuell abbilden und mit Technologiedaten verknüpfen.
Für Tobias Roffler und sein Team war die Systemumstellung ein willkommener Anlass, um die Werkzeugdatenbank neu aufzubauen: „Wir haben versucht, eine möglichst hohe Standardisierung bei unseren Werkzeugen zu erreichen, um den Bestand zu minimieren. Zu jedem Werkzeug haben wir umfangreiche Technologiedaten hinterlegt, die auch Materialien und Anwendungsfälle betreffen. Dadurch können wir auf einfache Weise für jede Bearbeitung das passende Werkzeug mit den richtigen Schnittwerten auswählen. Diese Datenbank ist für die automatisierte Programmierung ebenso unerlässlich wie unsere gut geschulten Mitarbeiter.“
Highend-Automatisierungstechnologie: hyperMILL® AUTOMATION Center
Um alle CAM-Automatisierungsmöglichkeiten optimal auszuschöpfen, entschloss sich Häwitool, zusätzlich eine Lizenz des hyperMILL® AUTOMATION Centers Advanced zu erwerben. Sinisa Stankovicerklärt dazu: „Das hyperMILL® AUTOMATION Center Advanced bietet eine Technologie, die weit über die Automatisierung von Standardgeometriefeatures hinausgeht. Die Ausprägung der CAD-Modelle spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Elementen, die ein CAD-Modell enthalten kann. Mit einer Vielzahl an Vorlagefunktionen können hyperMILL®-Anwender komplexe Prozesse definieren und standardisieren sowie die Prozessschritte festlegen.“
Bei Häwitool beschäftigen sich zunächst vor allem drei Mitarbeiter mit dem hyperMILL® AUTOMATION Center. Einer von ihnen ist Felix Gasser. Seine Erfahrung: „Man muss sich intensiv mit der Software und ihren vielfältigen Möglichkeiten auseinandersetzen. Aber einmal eingearbeitet, lassen sich damit große Erfolge erzielen.“ Er und seine Kollegen haben sich zunächst auf die Elektrodenfertigung konzentriert und wiederkehrende Tätigkeiten wie Job schreiben, Ebenen festlegen, Nullpunkt setzen, Einfärben, Beschriften, etc. automatisiert. „Das heißt nicht, dass der Programmierer ganz außen vor ist“, erklärt Felix Gasser. „Er wird vielmehr vom AUTOMATION Center interaktiv durch die einzelnen Prozessschritte geführt. Der Programmierer legt fest, um welchen Elektrodentyp es sich handelt, ob Kupfer oder Grafit zerspant wird, und kann auch bei anderen vorgeschlagenen Details korrigierend eingreifen.“
Der Erfolg? „Gegenüber früher sparen wir uns bei wiederkehrenden Aufgaben mindestens 50 Prozent der Zeit“, bestätigt Teamleiter Roffler. „Das motiviert uns natürlich, die Automatisierungsmöglichkeiten in Zukunft noch intensiver auszunutzen.“